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Stierkampf in Portugal - wirklich unblutig???
Bereits
1451 wurde anlässlich der Hochzeit einer portugiesischen Prinzessin eine
provisorische Arena in Lissabon errichtet, in der die Stiere vor allem mit
Lanzen angegriffen wurden. Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahre die
portugiesische Corrida oder "Tourada". Allmählich breiteten
sich die Stierkämpfe über das gesamte Landesgebiet aus. Bis zu einem
großen Erdbeben im Jahr 1755 gab es bereits fünf Arenen alleine
in Lissabon.
Der portugiesische Stierkampf wurde grundsätzlich von Königen und
Adligen zu Pferd ausgeübt. Spuren davon sieht man auch noch heute.Die
Reiter, die "Cavaleiros" genannt werden, tragen Adelskostüme.
Vor dem eigentlichen Stierkampf reiten sie mit ihrem Gefolge in die Arena
ein. Bei den "Cortesías" führen ihre Pferde vor, was
sie in ihrer jahrelangen Dressur gelernt haben.
Neben den Reitern nehmen auch die aus Spanien bekannten Banderilleros teil.
Allerdings sind sie hier nicht bewaffnet. Sie dirigieren den Stier mit ihren
"Capotes" (den Tüchern in leuchtendem Pink und Gelb) in die
gewünschte Richtung oder lenken ihn ab, sollte es zu einem unerwünschten
Zwischenfall kommen.
Eine der Besonderheiten der portugiesischen Corrida sind die "Forcados".
Sie sind eine Gruppe von acht einheitlich gekleideten Männern. Ihr Anführer
wird "Cabo" genannt.
Ebenso erwähnenswert wie die Forcados ist das Erscheinungsbild des Stiers.
Am Tag vor der Corrida werden ihm die Hörner in der rechts oben gezeigten
Vorrichtung abgesägt. Das ist bei der portugiesischen Variante Pflicht,
um Menschen und Pferde zu schützen. Jedes Horn wird fast gänzlich
in eine Kunststoffhülle verpackt. Die beiden Teile werden durch einen
Steg an der Stirn verbunden.
Der Ablauf
Nach den Cortesías, kommt der Stier in die Arena. Ein Reiter lockt
den Stier in die Nähe des Pferdes und sticht ihm verschiedene Spieße
in den Rücken. Jeweils ein Paar von jeder Art. Es gibt Spieße,
die scheinbar im Rücken des Stiers abbrechen. Diese Spieße werden
in der Hand des Reiters zu einer Flagge (auf der durchaus der Name eines Sponsors
stehen kann). Außerdem gibt es Spieße, die hinterher als "Rose"
auf dem Rücken des Stiers zurückbleiben. Und die üblichen bunten
Banderillas, die durch Widerhaken im Stier hängenbleiben. Die doppelten
Klingen der Spieße sind ca. 18 cm lang. Der Reiter wechselt insgesamt
dreimal sein Pferd. Während der Wechsel unterhalten die Banderilleros
das Publikum, in dem sie den Stier mit ihren Capotes in Bewegung halten.
Wenn der Cavaleiro seine Spieße gesetzt hat, reitet er aus der Arena.
Der Stier blutet jetzt stark. Durch die vielen glitzernden Spieße sieht
er aus wie ein Nadelkissen.Nun greifen die Forcados den Stier an. Sie tun
das, in dem sie sich pyramidenähnlich aufstellen. Dem Stier am Nächsten
steht der Cabo, der den Stier mit Rufen anlockt. Wenn der Stier auf ihn zu
läuft, rennt der Cabo ihm entgegen und hält sich an seinen Hörnern
fest. Die anderen Forcados folgen ihm und bald hängt ein Knäuel
Männer auf dem Stier. Das nennt man "Pega". Der Stier bleibt
zwangsläufig stehen, die Forcados lassen ihn los und springen über
die Absperrung in Sicherheit. Bis auf den Cabo. Der hängt sich an den
Schwanz des Stiers. Der Stier versucht ihn abzuschütteln und dreht sich
dabei im Kreise. Der Cabo lässt sich ein paar Runden mitschleifen und
läuft ebenfalls weg.
Da der Stier in Portugal nicht vor den Augen des Publikums getötet wird,
muss er aus der Arena wieder in die Stallungen zurückgebracht werden.
Dies geschieht indem man eine Schar junger Ochsen, die alle mit großen
Kuhglocken behängt sind, in die Arena schickt. Der Stier reiht sich bei
ihnen ein und gemeinsam kehren sie in die Stallungen zurück. Auch bei
der portugiesischen Corrida gibt es Variationen. Es können drei Cavaleiros
nacheinander auftreten und je zwei Stiere attackieren, oder es treten zwei
Cavaleiros zusammen auf, die gemeinsam einen Stier angreifen. Insgesamt werden
pro Veranstaltung sechs Stiere gequält.Auf den Azoren treten bei der
Corrida zusätzlich Picadores auf, die den Stier vom Pferd aus mit einer
Lanze verwunden. Das ist laut portugiesischem Gesetz verboten. Der kontinuierliche
Verstoß dagegen wird allerdings nicht geahndet.
Was danach geschieht
Wir durften leider nicht während der Corrida in den Stallungen filmen.
Den stark blutenden Stieren werden die Spieße ohne Betäubung herausgeschnitten.
Oft "behandelt" man ihre Wunden mit Salz und Essig, um die Blutungen
zu stillen. Sie werden in den seltensten Fällen medizinisch versorgt,
höchstens, wenn sie als Zuchtbullen dienen sollen. Die übrigen Tiere
warten, durchaus ein paar Tage, auf die Abholung durch den Metzger. Dieses
Vorgehen wurde uns von einem ehemaligen Forcado geschildert. Sogenannte
UnfälleDie Banderillas bzw. Rejones, die mit Widerhaken versehenen
und buntgeschmückten Spieße, sollten eigentlich nicht sehr tief
in den Körper des Stiers eindringen. Allerdings ist es wiederholt vorgekommen,
dass die Spieße mit solcher Wucht vom Pferd herab eingestochen wurden,
dass die Wirbelsäule des Stiers verletzt wurde. Er brach zusammen, lag
gelähmt am Boden und musste aus der Arena transportiert werden.Weitere
OpferNicht nur der Stier wird verletzt, sondern auch die Forcados ziehen
sich häufig Verletzungen zu. Vor unseren Augen gab es einen Unfall, bei
dem ein Forcado aus der Arena getragen werden musste. Der Stier hatte ihn
immer wieder mit seinen Hörnern attackiert. Auch ausgeschlagene Zähne
sowie Knochenbrüche sind an der Tagesordnung. Wie uns mitgeteilt wurde,
besteht auch durch die im Stier steckenden Klingen Verletzungsgefahr. Die
Forcados reißen sich an ihnen die Hände oder das Gesicht auf. Gleich
wie beim spanischen Rejoneo ist auch bei der portugiesischen Tourada das Pferd
ein Opfer. Der Stier kann ihm trotz abgesägter Hörner gefährlich
werden. Er kann es umwerfen, es attackieren und ihm innere Verletzungen zufügen.
Doch der Stier ist nicht die einzige Gefahr für das Pferd. Vor unseren
laufenden Kameras wurden einige Pferde von den messerscharfen Sporen ihrer
Reiter regelrecht aufgeschlitzt und bluteten heftig. Die vielen Narben besagen,
dass dieser raue Umgang eher die Regel ist. Auch die scharfe Aufzäumung
ist als Tierquälerei zu bezeichnen. Sie verursacht dem Pferd starke Schmerzen.
Sie wird verwendet, weil die Tiere blitzschnell auf die Kommandos der Reiters
reagieren müssen, um den Hörnern des Stiers ausweichen zu können.
Bei den Pferden der Cavaleiros handelt sich es sich um teure Rassepferde,
die eine jahrelange, harte Ausbildung hinter sich haben. Sie werden in gut
ausgerüsteten Transportern relativ schonend von Stierkampf zu Stierkampf
transportiert und vor ihrem Auftritt stundenlang zurechtgemacht. Sollten sie
ihre Leistung nicht mehr erbringen, droht jedoch auch ihnen der Metzger.
12. September 2001 - Stier in der Arena getötet
Am 12. September 2001 tötete der portugiesische Matador "Pedrito
de Portugal" den letzten Stier des Abends in der Arena von Moita, nahe
Lissabon. Es handelte sich bei dem Stierkampf um einen Stierkampf im spanischen
Stil, zu Fuß. Pedrito de Portugal, der überwiegend in Spanien tätig
ist, trat zusammen mit dem Spanier Jesulín de Ubrique auf. Den Stieren
werden bei dieser Art der Corrida in Portugal "nur" Banderillas
gesetzt. Der Todesstoß wird entweder mit Stöcken oder unechten
Schwertern simuliert. Diesmal ließ sich "Pedrito de Portugal"
von der Begeisterung des Publikums mitreißen und zog das echte Schwert.
Im Fernsehen konnte man sehen, dass der Todesstoß sehr schlecht ausgeführt
war. Der Stier lag zappelnd auf der Seite, während der Torero bereits
auf den Schultern durch die Arena getragen wurde. Er bekam Ohren und Schwanz
als Trophäe. Als die Polizei eintraf, schoss sie mehrfach in die Luft,
um die Menge zu zerstreuen, die den Zugang zum Matador verhindern wollte.
"Pedrito de Portugal" wurde verhört, jedoch nicht festgenommen.Wird
ein Stier in der Arena getötet, kann das den Matador zwischen 99.759,60
Euro und 249.399,- Euro kosten. Ist eine Gruppe an der Tötung beteiligt,
liegt die Strafe zwischen 149.639,- Euro und 399.038,- Euro. Diese Zahlen
wurden in einem Gesetz vom 23. August 2000 festgelegt.1928 wurde die Tötung
der Stiere in der Arena in Portugal verboten. Seitdem kam es immer wieder
zu Verstößen, die jeweils mit Geldbußen, zeitweiligem Arbeitsverbot
und manchmal sogar mit Gefängnis geahndet wurden. Tötet ein spanischer
Matador einen Stier in Portugal, muss das Verfahren von den portugiesischen
Behörden an die spanischen Behörden weitergeleitet werden. In der
Regel wird das Verfahren dort niedergeschlagen, da in Spanien die Tötung
der Stiere erlaubt ist.
In diesem Fall haben portugiesische Tierschützer eine Anzeige eingereicht.
Auch innerhalb der Stierkampf-Industrie ist der Fall umstritten. Böse
Zungen behaupten, "Pedrito de Portugal" habe so an seinem Comeback
in Portugal arbeiten wollen.
Barrancos - die ewige Ausnahme
In der portugiesischen Stadt Barrancos, direkt an der portugiesisch-spanischen
Grenze, werden die Stiere jedes Jahr bei der Corrida getötet. Veranstaltet
wird in der Regel eine "Novillada". Das ist ein Stierkampf mit jungen,
unerfahrenen Toreros, meistens ohne Picadores, die junge und leichtere Stiere
töten. Für Barrancos wurde eine Ausnahme-Regelung erfunden, da es
sich um eine "alte und ununterbrochene lokale Tradition" handelte.
Die Strafe lag hier nur bei 4.987,98 Euro bis 14.963,90 Euro, wenn die Tat
von Einzelpersonen begangen wurde. Waren mehrere Personen beteiligt, kostete
der Stiermord zwischen 7.481,97 Euro und 39.903,80 Euro. Die Strafe wurde
in der Regel nicht bezahlt. Seit Juli 2002 ist die Tötung der Stiere
in Barrancos per Gesetz erlaubt.
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