- Alles, was Menschen Rindern und Pferden zur Unterhaltung antun -

 

 


Wieso tut denn die Kirche nichts?

Diese Frage wird immer wieder gestellt.

Viele der spanischen Fiestas, bei denen Tiere gequält und geopfert werden, fallen mit Feiertagen der Katholischen Kirche zusammen. Die Katholische Kirche tut nichts, um die Tierquälereien zu verhindern, obwohl sie in einer Doktrin anerkannt hat, dass ein Tier eine Seele besitzt. Auch die Tatsache, dass Tierquälereien pietätlos sind, hindert die Priester nicht daran, Trophäen aus dem Stierkampf für die Jungfrau Maria anzunehmen oder zu erlauben, dass ein Stierkampf zu Ehren der lokalen Heiligen stattfindet.

In der Tat ist die passive Haltung sehr enttäuschend. Zwar gibt es auch in Spanien Gottesdienste, in denen mitgebrachte Tiere gesegnet werden. Doch nur selten spricht sich ein Bischof oder ein Priester offen gegen Stierkampf aus. Fälle, in denen Priester selbst in den Ring stiegen, sind hinreichend bekannt. Meist wurden solche Stierkämpfe als Benefiz-Corridas deklariert, deren Einnahmen Renovierungsarbeiten der Ortskirche zukommen sollten.

Chieuti (Italia)Aktive Teilnahme von Priestern gibt es auch bei den Fiestas zu Ehren der Schutzpatrone, bei denen der Priester die Prozession anführt, nach deren Ende Tierquälereien stattfinden. Oder es werden kirchliche Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. In Manganeses de la Polvorosa (Spanien), wo regelmäßig eine lebende Ziege aus dem Kirchturmfenster geworfen wurde, besorgten sich die Jugendlichen die Schlüssel vom Priester. In Chieuti (Italien) segnet der Priester die Teilnehmer des brutalen Ochsenrennens.

Eine mögliche Erklärung des Verhaltens der Kirche in den Ländern, wo Stierkämpfe und Stierfeste stattfinden, ist die direkte finanzielle Abhängigkeit der Priester von den Spenden der Gemeinde. Die Priester müssen um ihr Einkommen fürchten, wenn sie es sich mit einflussreichen Spendern, zu denen auch die Stierkampfindustrie gehört, verscherzen. Aus dem gleichen Grund konnten auch evangelische Pfarrer in Südfrankreich nicht zu einer Stellungnahme gegen Stierkampf bewogen werden.

 

Die widersprüchliche Haltung des Vatikans

Papst Pius V. ließ sich von Spaniern der gehobenen Schicht die Stierkämpfe genau schildern. Auf der Grundlage dieser Berichte verfasste er am 1. November 1567 die päpstliche Bulle "De salutis gregis dominici" in der er das Verbot dieser "... plumpen und blutigen Spektakel, die mehr vom Teufel als von Menschen erdacht..." bei den christlichen Völkern forderte. Er befahl die Exkommunzierung der Kaiser, Könige und Kardinäle, die sie weiterhin erlaubten und der Geistlichen, die einen Stierkampf besuchten. Außerdem verweigerte er Toreros, die in einem Stierkampf umgekommen waren, die kirchliche Beerdigung.

1920 schrieb Kardinal Gasparri, Staatssekretär des Vatikans, "... dass die Kirche weiterhin lautstark diese blutigen und schändlichen Spektakel verurteilt, wie es seine Heiligkeit Pius V. getan hat."

Monsignore Mario Canciani, Berater der Kongregation für den Klerus des Vatikans, sagte, dass alles, was im Stierkampf sterbe, zum Fegefeuer verdammt sei. "... Heute fragen sich viele, die vehement gegen den Stierkampf kämpfen, was die Kirche gegen diese Schande unternommen hat". In seiner historischen Studie kommt Monsignore Canciani zu dem Schluss, dass alle, die am Stierkampf teilnehmen, sei es als Akteur oder Zuschauer, exkommuniziert werden sollten (Zeitung "Diario 16", vom 05.06.1989).

Papst Johannes Paul II. kam beim Studium der Bibel zu dem Ergebnis, "... dass der Mensch, von Gottes Händen gemacht, solidarisch mit allen anderen Lebewesen ist, wie es in den Psalmen 103 und 104 steht, wo nicht zwischen Menschen und Tieren unterschieden wird." Trotzdem nahm er 1982 anlässlich einer Reise nach Madrid das Capote, das Tuch eines Torero, als Geschenk an. 1988 segnete er einen Stierkämpfer nach Übergabe eines Tuches. Es heißt, dass Johannes Paul II. einige Capotes besessen haben soll.

Angesichts dieser widersprüchlichen Haltung innerhalb der Katholischen Kirche wird die Notwendigkeit einer aktuellen und klaren Richtlinie seitens des Vatikans deutlich.

Papst Benedikt XVI - Überraschender Artikel

Der "L'Osservatore Romano" kritisiert die Ethik von Stierkämpfen.
Absichtlich zugefügtes Leiden ist ungerechtfertigt.

Vatikanstadt, 19. Januar 2001.
"Es gibt keine Rechtfertigung dafür, dass der Mensch Tieren unnötige Leiden verursacht." So klar beschreibt es das halbamtliche Presseorgan des Heiligen Stuhls in einem Artikel, in dem so delikate Fragen, wie der ethische Wert von Stierkämpfen angesprochen werden.

Der Artikel, der im "L'Osservatore Romano" (französische Ausgabe v. 16. Januar 2001, Seite 10), mit dem Titel "Für eine gerechtere Beziehung zu den Tieren" veröffentlicht wurde, ist von Marie Hendrickx unterzeichnet, einer Theologin die in Rom unter dem Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst, arbeitete.

Die Analyse des Informationsdienstes des Vatikans ist angesichts zweier wichtiger Aufrufe von Papst Johannes Paul II interessant: "Lasst uns die Menschheit retten" (am 13. Januar 2001 an das Diplomatenkorps gewandt) und der Aufforderung, "die ökologische Katastrophe zu vermeiden", zugunsten einer "humaneren Ökologie" (anlässlich seiner letzten Generalaudienz).

"Wenn eine gute Beziehung zu Gott die Menschen gut macht und wohlwollend in ihrem Umgang mit Tieren, könnte dieses Wohlwollen gegenüber den Tieren seinerseits im Herzen des Menschen Gefühle von Bewunderung und Lob für das grandiose Werk des Schöpfers des Universums wecken", schreibt die Theologin.

Als Antwort an die Naturschutz-Organisationen, die der Kirche ihre biblische Sichtweise der Wirklichkeit vorwerfen, nach der die Natur als Rahmen für das menschliche Wirken betrachtet wird, spricht der Artikel entscheidende Fragen an.

"Beinhaltet das Recht, uns der Tiere zur Ernährung zu bedienen, die Aufzucht von Hühnern in Legebatterien, auf einem Platz, der kleiner als ein Blatt Papier ist? Oder dass die Kälber in einen Verschlag eingesperrt werden, wo sie sich nicht bewegen und nicht das Tageslicht sehen können?" fragt sie.

"Das Recht, Tiere zur Herstellung von Bekleidung zu nutzen", fügt sie hinzu, "beinhaltet das, Tiere, deren Fell wertvoll ist, vor Hunger, vor Durst und vor Kälte sterben zu lassen, oder sie in Fallen verbluten zu lassen?"

Auch die Unterhaltung wird in den Fragen, die der Artikel aufwirft, angesprochen. "Das Recht, unsere Freizeit mit Tieren zu verbringen, beinhaltet es, die Stiere zu töten, nachdem man sie lange Zeit mit Banderillas* gequält hat? Beinhaltet es, Pferde zu Tode zu reiten? Beinhaltet es, Katzen oder Ziegen von Kirchtürmen zu werfen?" Die Liste könnte fortgeführt werden.

Die Theologin geht auf das konkrete Beispiel der Tierversuche ein. Die Version des Katechismus der Katholischen Kirche von 1992 besagte, dass "medizinische und wissenschaftliche Experimente mit Tieren, wenn sie sich im vernünftigen Rahmen bewegen, moralisch vertretbare Praktiken seien, weil sie dazu beitrügen, menschliches Leben zu heilen oder zu verschonen" (Nr. 2417).

Die später veröffentlichte Fassung besagt, dass "medizinische und wissenschaftliche Experimente mit Tieren, falls sie sich im vernünftigen Rahmen bewegen, moralisch vertretbare Praktiken seien, weil sie dazu beitrügen, menschliches Leben zu heilen oder zu verschonen".

Die Veränderung, die die Kirche vorgenommen hat, erklärt Hendrickx, besteht darin, dass das "weil" in "falls" abgeändert wurde.

"Man akzeptiert nicht mehr a priori, dass die medizinischen und wissenschaftlichen Experimente dazu beitrügen, menschliches Leben zu heilen oder zu verschonen. Bevor diese Versuche gerechtfertigt sind, müssen sie ihren Nutzen beweisen."

In diesem Sinn ist Nr. 2418 des Katechismus eindeutig: "Es widerspricht der menschlichen Würde, Tiere unnötig leiden zu lassen und ihre Leben ohne Notwendigkeit zu opfern."

Ganz besonders spricht die Theologin das Thema der Spektakel, die auf Kampf und Leiden der Tiere beruhen, wie die Stierkämpfe, an: "Ein Anschlag auf das Leben, ein Leiden, das einem Menschen zugefügt wird, das ein Selbstzweck ist, ist moralisch nur zu rechtfertigen, wenn es demjenigen, der es erleidet (und schließlich anderen) ermöglicht, besser zu leben, seine mitmenschlichen Beziehungen zu intensivieren und zu verbessern, sich Gott zu nähern. Im Fall der Tiere ist Leiden nicht gerechtfertigt, es sei denn, unter analogen Bedingungen."

"Diese Beobachtung", schließt die Theologin, "kann dazu beitragen, das Problem der Spektakel, in der Gewalt gegen Tiere ausgeübt wird, zu verdeutlichen."

Sie erkennt an, dass es sich häufig um farbenfrohe Feste, die reich an Folklore sind, handelt, und dass es leicht ist, zu verstehen, dass die Massen von dem Spektakel des Triumphes der menschlichen Intelligenz über die rohe und losgelöste Kraft, fasziniert sind.

"Darüber hinaus ist verständlich, dass aus dieser Erfahrung ein Gefühl der Solidarität und des gemeinsamen Gefühls entstehen kann, dass das Tieropfer und das Risiko, das der Mensch eingeht, zu rechtfertigen scheint", fügt sie hinzu. Aber sie fragt: "Handelt es sich um eine wirkliche Solidarität, um eine echte Auseinandersetzung zwischen den Menschen? Entsteht aus der Aggression eine authentische kollektive Läuterung?"

Nein, sagt die Theologin eindeutig. Eher das Gegenteil passiert. "Alle Mittel müssen ergriffen werden, um den eigentlichen Wert des Spektakels zu erhalten, aber ohne dass das auf Kosten der Tiere und ohne übermäßige Risiken für den Menschen passiert."

(Quelle: Zenit, www.zenit.org,)
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Kommentar von Initiative Anti-Corrida: Dieser Artikel gab Tierrechtlern weltweit Anlass zur Hoffnung, zumal die Autorin unter diesemPapst arbeitete. Leider war die Hoffnung absolut unberechtigt. So hat Papst Benedikt XVI unser Schreiben zum Thema bayerischer Ochsenrennen nicht einmal beantwortet!!!


* Mit bunten Bändern geschmückte Spieße, die in der Haut umknicken und durch das konstante Wippen dem Stier konstanten Schmerz zufügen. (A.d.Ü.)


 

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